Kurzprofil von Cornelia:
Liebe Cornelia, bitte beschreibe uns deinen Arbeitsalltag. Was machst du?
Alltag? Jede Woche bringt für mich neue Aufgaben, jeder Beitrag, jede Veranstaltung bringt mich mit neuen Menschen zusammen. Manchmal entwickele ich wohltuende Routinen, aber einen Berufsalltag kenne ich kaum. Zum Glück! Wenn mich jemand fragt, was ich beruflich tue, dann braucht es etwas Zeit: Ich bin u.a. Musikredakteurin (ich stelle Musikprogramme im Bereich klassische Musik zusammen, die ich für meine Kollegen im Rundfunk auch so vorbereite, dass sie immer einen netten Fakt zur Musik für Ihre Moderation parat haben) und ich bin Autorin (zur Zeit arbeite ich an zwei Themen: „Querklang“ ein Kinder- und Jugendprojekt im Bereich Neue Musik; Restaurierung des barocken Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth). Beiträge produziere ich am liebsten selbst.
Zudem moderiere ich Veranstaltungen (zuletzt im Pierre Boulez Saal in Berlin: Lange Nacht der Oboen) und gestalte bzw. organisiere Veranstaltungen, wie zuletzt im Team des Festivals „Ultraschall Berlin“ oder die Live-Sendereihe „Die Absolventen“, die wir in den Hochschulen als Gesprächskonzerte senden, oder den „Klassikslam“, der im November vom kulturradio nach dem ersten erfolgreichen Durchgang 2017 nun in eine zweite Runde gehen wird. Ich habe auch schon als Klassik-DJane gearbeitet, schreibe Booklets oder habe manchmal Zeit für Artikel (z.B für VAN). Klassische Musik ist mein Elixier, aber meine Arbeit hat mich schon mit vielen Themen in Berührung gebracht.
Somit sieht jeder Tag anders aus. Ich muss mich vor allem gut organisieren, um die unterschiedlichen Aufträge gut miteinander zu verzahnen und ins Familienleben zu integrieren: Musikschule der Kinder hier, Schulprojekt da, Geburtstag dort... mein Mann und ich, wir setzen uns fast jeden Mittwoch- und Sonntagabend zusammen, um die to-does der nächsten Tage zu verteilen und längerfristige Planungen ins Auge zu fassen. Oft ist das anstrengend, zumeist sind wir aber erleichtert, dass es kaum Grauzonen des Alltages gibt.
Welche Rolle spielt Projektmanagement in deiner Arbeit?
Die Vielfalt meiner Arbeit zwingt mich dazu, immer in „Projekten“ zu denken. Ins Veranstaltungsmanagement bin ich beruflich hineingewachsen. Man hat mir etwas
zugetraut, es hat gut funktioniert und so kam die nächste Veranstaltung, die mir in die Hände gelegt wurde.
Was ist das Besondere an Projektmanagement im Kulturbereich, wo man Projektmanagement zunächst nicht unbedingt vermuten würde?
Dass ich mehr und mehr als Projektmanagerin arbeite, liegt daran, dass sich der Rundfunk mehr und mehr auch als Veranstaltungsanbieter versteht. Man verschanzt sich nicht mehr nur im Sendestudio, Radio geht mehr und mehr zum Publikum, Liveübertragungen von selbst konzipierten, für Rundfunk und Publikum funktionierenden Veranstaltungen haben einen eigenen Flair, einen gewissen Reiz, der immer wieder aufs Neue „funktioniert“. Der Kulturbereich ist dabei wie andere Sparten auch in die Neue Medienwelt eingetaucht.
Es braucht (wie bei Sendestrecken auch) eine gute Organisation. Die Modelle von „Zeitstrahl-Planungen“ werden gleichermaßen angewandt: wann schreibe ich welche Künstler an, wen organisiere ich für Facebook- und Onlinebetreuung? Wann wird welches Medium bedient? Wann bestelle ich Veranstaltungstechnik, hat mein Moderator für die Veranstaltung zugesagt? Welche Musik, welches Programm soll erklingen? Wie lang sind die einzelnen Musikstücke? Haben sie einen guten Flow? Ablaufpläne für Veranstaltungen werden oft bis zuletzt aktualisiert, damit Moderator, Künstler, Techniker und Tonmeister im Übertragungswagen und im Funk genau im Bilde sind. Nicht zu vergessen die Notfallvarianten: Was mache ich, wenn ein Künstler nicht kommt; was tun, wenn die Leitung zum Funk zusammenbricht?
Hat man nur ein Konzert zu betreuen in einem bestimmten Zeitraum, fühlt sich das gut an. Stressig wird’s bei Veranstaltungsclustern.
Welche Rolle spielen neue Medien bei Projektmanagement im Kulturbereich?
Eine immer größere. Ich plane mit meinen Kollegen gemeinsam, wann wir welche Facebook- oder Twitterbewegung in Betracht ziehen. Livestreaming wird immer wichtiger. Die Rundfunkanstalten haben nachgezogen und suchen hier nach Aufmerksamkeit. Inzwischen werden Aktionen direkt für diese Medien geplant, die zwar gekoppelt ans Radioprogramm stattfinden, aber eine gewisse Selbständigkeit entwickeln.
Wie hast du Projektmanagement gelernt und was würdest du Neueinsteigern in diesem Bereich empfehlen?
Ich bin ins Projektmanagement hinein gewachsen, learning by doing. Ab und zu habe ich ein Seminar zur Projektorganisation besucht. Das war eine ganz gute Hilfestellung. Aber die Praxis ist natürlich viel Entscheidender.
Wer in diesen Bereich einsteigt, muss persönlich stark sein, weil er auf viele Charaktere trifft, die unterschiedlich angesprochen werden müssen.
Freundlichkeit wird heute in einigen Sparten als Schwäche gebrandmarkt, meine Erfahrung: damit komme ich zu 90% zum Ziel. Andernfalls muss man die Generalin spielen und klar ansagen können, wer was wann in Angriff nehmen muss. Ein Faible für den Gesamtüberblick muss man schon haben. Details müssen geplant werden, aber man darf sich nicht an ihnen festbeißen. Daher: Keine Angst vorm Improvisieren. Daraus entstehen oft die besten Momente.
Was an Projektmanagement macht dich zufrieden? Warum ist es für dich ein glücklicher Beruf?
Die Abwechslung ist enorm. Berufliche Langeweile kenne ich nicht, und ich bin schon rund 15 Jahre dabei. Mit dem beruflichen Netzwerk wachsen auch die Möglichkeiten. Man kennt jemanden, der da oder dort helfen kann, die eine oder andere Idee zu verwirklichen. Am Ende ist es oft die Freude über ein gelungenes Projekt, die man teilen kann.