Kurzprofil von Ann-Christin:
Was bedeutet Sprache für dich? Wie nutzt du diese in deinem Alltag?
Sprache ist für mich ein unglaublich machtvolles Werkzeug. Ein lobendes Wort kann einen anderen Menschen für mehrere Jahre lang aufbauen, eine gemeine Bemerkung in kürzester Zeit das Selbstbewusstsein zerstören. Oft gehen wir in unserem Alltag aber sehr unachtsam mit unseren Worten um – auch, wenn wir in Gedanken mit uns selbst sprechen. Worte und Sprache formen aber unsere eigene Realität, darum macht es Sinn einmal aufmerksam auf die Wortwahl zu achten.
Ich bin in meinem Alltag ständig mit Sprache in Kontakt, ich lebe ja quasi von ihr. Da ich für meine Kunden Texte schreibe, meine Textcoachees beim Schreiben unterstütze und selber total gerne lese, schwirren mir den ganzen Tag Worte um den Kopf herum.
Für mein Business setze ich Sprache ganz gezielt ein: Mit meinem Blog, meiner Website, meinem Newsletter, meinen Instagram- und Facebook-Posts, Angeboten und E-Mails kommuniziere ich mit meinen Kunden und präsentiere mich und meine Leistungen.
Jeder Text ist ein kleines Projekt für sich - wie gehst du bei der Erstellung eines Textes vor?
Gute Frage! Da ich jeden Tag schreibe, denke ich oft gar nicht mehr über die Vorgänge nach. Aber die gibt es natürlich. Da jeder Text anders ist, ist auch das Vorgehen immer wieder anders. Diese Schritte sind aber immer Bestandteil:
Zunächst überlege ich mir worum es in dem Text gehen soll. Welchen Mehrwert bietet er? Welche Botschaft soll der Leser am Ende mitnehmen? Wie lang soll der Text werden und wo wird er erscheinen?
Dann widme ich mich der Zielgruppe. An wen richtet sich der Text? Wer liest ihn und vor welchen Herausforderungen steht die Leserschaft? Welche Sprache spricht sie?
Wenn diese Dinge klar sind, lege ich eine grobe Struktur für den Text an und fülle die dann erstmal mit Stichworten, die ich dann in schöne Worte fassen kann.
Meistens lasse ich einen Text auch noch einmal eine Nacht ruhen, bevor ich ihn erneut lese und korrigiere. So lassen sich Tippfehler und Gedankensprünge besser ausfindig machen.
Im Projektmanagement dreht sich fast alles um Kommunikation. Sowohl schriftlich als auch mündlich muss alles klar geregelt und sofort verständlich sein. Wie muss ich meine Texte verfassen, um dies zu erreichen?
Als erstes muss ich mir darüber bewusstwerden, was ich mit meinem Angebot oder meiner E-Mail erreichen und welche Kernbotschaft ich vermitteln will. Das kann man üben, in dem man die Kernbotschaft einfach mal auf einen einzigen Satz runterbricht. Zum Beispiel: Ich möchte mit meiner E-Mail Person XY über den Projektverzug und die Gründe informieren. Das klingt vielleicht banal, aber wenn man die Botschaft so klar vor Augen hat, schreibt es sich oft leichter.
Gerade im Projektmanagement geht es immer um Zeit – die betreffenden Leser haben oft nur wenig davon, um den Inhalt klar zu erfassen. Darum: Kurze und klare Sätze. Keine Verschachtelungen einbauen, Bulletpoints und Zwischenüberschriften nutzen. Viele Nomen machen einen Text sperrig, Verben viel dynamischer.
Es ist auch hilfreich, sich einen Text – sei es ein Angebot oder eine E-Mail – einfach einmal laut vorzulesen. Auch, wenn einem das vor den Kollegen vielleicht unangenehm ist: Es hilft. Wenn man beim laut lesen in einem Satz stolpert oder er einem schlecht über die Zunge geht, ist das ein Indiz dafür, dass er zu umständlich formuliert ist.
Welche Tipps hast du, um auch in der gesprochenen Sprache stets den richtigen Ton zu treffen?
Puh, das geschriebene Wort ist mir in den meisten Fällen viel lieber, als das gesprochene! Grundsätzlich ist es aber gut, wenn man sich bewusst macht, wen man eigentlich im Gespräch vor sich hat: Aus welcher Branche kommt mein Gesprächspartner? Wie alt ist sie oder er? Ist es ein lockerer Typ oder eher steif? Wenn ich das weiß, kann ich auch den Ton viel besser treffen.
Ich bereite mich auch immer schriftlich auf ein wichtiges Gespräch vor. Dann notiere ich mir, mit wem ich es zu tun habe, welche Ziele ich in dem Gespräch erreichen will und was ich meinem Gegenüber bieten kann. Nach dem Gespräch analysiere ich dann, was gut und nicht so gut gelaufen ist und was ich für das nächste Mal lernen kann.
Auch im Projektmanagement muss man Geschichten erzählen können, um die Leute mitzureißen. Erzähle uns von deinem Storytelling - Ansatz.
Einen Storytelling-Ansatz in so kurzer Zeit runterzubrechen ist ganz schön schwierig! Beim Storytelling geht es in erster Linie darum, einen Inhalt mit Hilfe einer guten Story anschaulich und lebensnah zu verpacken. Denn eine Geschichte merken wir uns viel besser als dröge Fakten. Um eine gute Geschichte zu erzählen kann man sich verschiedener Schemata und Hilfsmittel bedienen – die Heldenreise, Urgeschichten, Gegner und die Wiederauferstehung. Wer mehr darüber lernen mag, der kann gerne auf meiner Website vorbeischauen – ich gebe immer wieder Workshops und Trainings, in denen es auch um Storytelling geht.
Welches Zitat hat dich am meisten inspiriert und geprägt und wieso?
Ein wichtiges Schlüsselzitat für mich stammt von Mark Twain: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Worte weglassen“. Das ist mittlerweile mein Leitspruch für meine Textcoachings – ich bin überzeugt, dass jeder mit ein bisschen Übung und ein paar Tricks die richtigen Worte finden kann!