Pauline's Tipps für Projektmanagerinnen:
Kurzprofil von Pauline:
Welche Rolle spielt Projektmanagement in deiner Arbeit?
In meiner Arbeit bei der AHK Shanghai war ich für die Mitgliedschaftsakquise und -betreuung sowie große wie auch kleine Veranstaltungen für die deutsche Wirtschaftsgemeinschaft in Shanghai zuständig. Im Jahr kam ich so auf ca. 50 Meetings mit AHK-Mitgliedern, ca. 60 Workshops (Format für ca. 20-80 Besucher), 9 Kammerabende (monatliche Flagship-Events für 150-250 Besucher) und mehrere Special Events (Halb- oder Ganztageskonferenzen, Community-Events für 100-400 Besucher).
Ich war in die konzeptionelle als auch in die logistische Vorbereitung der Veranstaltungen involviert. Für die (potentiellen) Mitglieder galt es oft hilfreiche Informationen von verschiedenen Abteilungen der AHK zusammenzutragen, mit Kontakten weiterzuhelfen usw. Es kam immer zu Überschneidungen der verschiedenen Aufgaben, einige hatten eine Projektdauer von 1 Monat, andere von über einem Jahr und es waren immer mehrere Kooperationspartner involviert. Immer liefen Vorbereitungen verschiedener Veranstaltungen zeitgleich ab. Projektmanagement war deswegen sehr wichtig, um den Überblick zu behalten und zu wissen: Wo stehe ich gerade, was ist in meiner Pipeline, welche Aufgaben sind zu erledigen, was macht wer aus dem/den Projektteam/s.
Wie hast du Projektmanagement gelernt?
Training on the job. In meinem Job bei der AHK merkte ich schnell, dass es ohne Planung, Tracking, Aufgabenverteilung, Timing und guter Kommunikation (alles Bestandteile von Projektmanagement) nicht gehen wird. Mir hat mir meine Erfahrung aus dem Business Development sehr dabei geholfen, mich in der neuen Rolle zurechtzufinden.
Mir bekannte Business Development Tools wie z.B. Sales-Pipeline habe ich auf Projektmanagement übertragen und eine Projekt-Pipeline (mit Deadlines, Milestones, etc.) in Excel erstellt. Im Laufe der Zeit habe ich auf Basis von Feedback nach und nach herausgefunden, wie ich meine Tools weiter verbessern kann, von anderen gelernt, welche Tools und Methoden sie verwenden und ein Zwei-Tages-Training im Projektmanagement belegt.
Laufen Projekte in China anders ab? Wenn ja, wie?
In China entstehen einige Projekte recht kurzfristig, deswegen ist mehr Spontanität und Flexibilität gefragt und ein gutes Netzwerk von internen / externen Partnern, an die man sich für Fragen, Support und Ressourcen wenden kann. Ein Beispiel dafür ist der kurzfristig angekündigte Besuch vom damaligen Finanzminister Schäuble in Shanghai in 2016. Die Aufgabe bestand darin, gemeinesam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung innerhalb von weniger als einem Monat eine Abendveranstaltung auf die Beine zu stellen und min. 300 Gäste zu akquirieren.
Was waren die Herausforderungen an interkulturelle Kompetenz in den Projekten?
Es kam in der Kommunikation mit chinesischen Partnern und Kollegen öfter zu Missverstaendnissen, ab und zu einfach, weil man sich nicht 100% richtig in dem Gemisch aus Sprachen (Englisch, Deutsch, Chinesisch) richtig verstanden hat. An dieser Stelle war es für beide Seiten entscheidend mehrmals nachzufragen bzw. etwas ausführlich zu erklären. Eine andere Herausforderung war es manchmal ein "Nein" oder "Das ist nicht möglich" oder "Das haben wir noch nie gemacht" zu hinterfragen bzw. herauszufordern und etwas erledigt zu bekommen, das vorher in der Art noch nicht gemacht wurde. Auch hier half es den Standpunkt des anderen besser zu verstehen und die eigene Idee detaillierter bzw. für den Betroffenen relevanter zu erklären und eventuell noch anzupassen.
Erzähl’ mir von einem Moment, an dem du dich behaupten musstest, weil du eine Frau warst?
Glücklicherweise hatte ich in der Ausführung meiner Arbeit in China nie das Gefühl, dass ich wegen meines Geschlechts benachteiligt wurde.
Ich habe allerdings erlebt, dass Männern ab und zu mehr Kompetenz zugetraut werden, weil einige - vor allem am Anfang eines Beschäftigungsverhältnisses - mehr auf sich aufmerksam machen (z.B. durch extrovertierteres und sicheres Auftreten).
Ich weiss auch jetzt im Nachhinein aus meinem Arbeitskontext, dass Männer oft ein besseres Gehalt für sich erzielen und einer der Hauptgründe dafür ist, dass sie sich und ihren Wert besser im Einstellungsgespräch bzw. in der Gehaltsnachverhandlung verkaufen.
Was magst du an dem Beruf „Projektmanagerin“?
Die Arbeit als Projetkmanagerin habe ich als sehr abwechslungsreich empfunden. Der Projektmanagement-Prozess an sich bildet dabei die stabile Konstante. Diesen Standard an das jeweilige Projekt anzupassen, eigene neue Ideen zu entwickeln und vor allem dabei mit verschiedenen (und oft neuen) Partnern zusammenzuarbeiten war eine sehr spannende Aufgabe und hat mir sehr viel Spass gemacht.