Liebe Martina, bitte erzähle uns kurz, was du machst.
Ich unterstütze Projektmanager, Führungskräfte, Unternehmer und Teams damit Sie ihre Projekte kraftvoll und entspannt zum Erfolg bringen.
Ich begleite meine Kunden dabei, innere Stärke aufzubauen. Ihre Intuition – ihr inneres Navigationssystem – zu entwickeln. Direkt bei Ihren Arbeitsaufgaben. Am liebsten im begleitenden Coaching oder in der Projektbegleitung. Das Einzelcoaching mache ich vornehmlich online. Das schafft die nötige Flexibilität, damit es arbeitsbegleitend stattfinden kann.
Projekte sind ja nicht bis ins Detail plan- und kontrollierbar und per se mit vielen Veränderungen verbunden. Da braucht es schon eine große Portion Klarheit, Selbstvertrauen und innere Stabilität, um konstruktiv mit ungewissen Situationen umzugehen. Und die unterschiedlichen Erwartungen und Interessen der Beteiligten unter einen Hut bringen zu können. Ich nenne das auch ein starkes, wirkungsvolles Mindset.
Projektmanagement hat sich als roter Faden in deiner beruflichen Biografie ergeben. Wie kam es dazu?
Ich bin vor fast 20 Jahren mit dem Thema Projekte gestartet, damals war ich bei der Tank und Rast angestellt und es gab eine große Reorganisation. Durch die Privatisierung gab es einen Eigentümerwechsel und die privaten Unternehmer hatten natürlich ganz andere Vorstellungen von der Unternehmensführung als der Bund, der der vorherige Eigentümer war.
Die Unternehmensentwicklung erforderte viele Projekte. In der Zeit entstanden viele Shop- und Gastronomiekonzepte. Auch Sanifair, das kostenpflichtige Toilettenkonzept, das vielleicht der ein oder andere kennt, wurde ins Leben gerufen. Die Bauzeit der Immobilien wurde deutlich verkürzt. All das erforderte enorme Veränderungen in den Arbeitsprozessen und in der Zusammenarbeit.
Ich war damals in der Organisationsentwicklung tätig und habe einige dieser Projekte geleitet. Wir haben SAP für das gesamte Unternehmen eingeführt. Ich habe eine Abteilung zur internen Prozess- und Systemberatung aufgebaut und geleitet. Ein wichtiges Element war schon damals ein Projekt Office, das alle Projekte zusammengeführt hat. Wir haben einheitliche Standards für die Abwicklung erstellt.
So ist es dann weiter gegangen und ich habe viele solcher Veränderungsprojekte geleitet. Sowohl als interne Führungskraft – als auch als externe Beraterin. Ich kenne also beide Seiten.
Das übergeordnete Thema war für mich immer die Veränderung und ich habe mich gefragt, was ich tun kann, damit Veränderung und einfacher und leichter geht.
Seit einigen Jahren kam das Thema Mindset dazu. Wie bist du dazu gekommen?
Aus dem genannten Grund bin ich dann beim Thema Mindset gelandet. Mir war von Anfang an klar, dass der Schlüssel zu einem leichteren Umgang mit Veränderung in den Soft Skills liegt. Ich habe berufsbegleitend Arbeits- und Organisationspsychologie studiert und habe mich mit Führungs- und Motivationskonzepten und dem systemischen Denken beschäftigt.
Irgendwann bin ich auf einer Veranstaltung mit dem Thema Herzintelligenz in Berührung gekommen. Ich wusste intuitiv, dass ich das weiterverfolgen musste.
So bin ich zum Thema Gefühle, Gedanken und ihren Einfluss auf unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit gekommen.
Das Konzept des HeartMath Institutes aus den USA gefiel mir sehr, weil es altes Wissen über Bewusstsein und Meditation mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Herz- und Hirnforschung verbindet. Es gibt zahlreiche Studien zu der Wirksamkeit dieses Ansatzes und das Institut hat ein Feedbackgerät entwickelt, mit dem man messen kann, wie unsere Gedanken und Gefühle unsere Herzfrequenz beeinflussen. Das setze ich auch in meinen Trainings und Coachings ein. Nicht nur analytisch geprägte Kopfmenschen profitieren davon. Die Menschen verstehen besser, wie sie in bestimmten Situationen ticken. Sie sehen, wo sie ansetzen können, um aus dem herkömmlichen Denkkästchen auszubrechen und ihr Verhalten zu verändern.
Wenn wir ganz vorne im Prozess, bei unseren Ideen, Gedanken und Bewertungen etwas verändern, dann wird die anschließende Umsetzung sehr viel einfacher. Wir können dann aus unserer vollen Kraft heraus handeln: Unsere Gedanken bauen uns auf und unsere Gefühle geben uns innere Stabilität und Energie. Das schafft eine sichere Basis für die Veränderung unserer Gewohnheiten, was ja immer ein Heraustreten aus geordneten, stabilen Strukturen bedeutet. Und sehr oft mit Angst verbunden ist.
Was verstehst du unter Mindset? Wieso ist das „falsche" Mindset gefährlich und wie kommt man zum „richtigen“?
Deine Frage hat mich so inspiriert, dass ich dazu gleich einen Blogartikel geschrieben habe. Unser Mindset umfasst unsere Gedanken und die damit verbundenen Bewertungen, Interpretationen und Glaubenssätze. Dazu gehören auch unsere Gefühle und unsere Stimmungen, die eine Reaktion auf unsere Gedanken sind. Aus diesem Mindset heraus handeln wir dann.
Ein falsches Mindset besteht aus abwertenden Gedanken wie „Das kann ich ja nie schaffen" oder "Ich bin nicht gut genug" oder "Ich bekomme keine Unterstützung und muss alles alleine schaffen“. Dies waren lediglich einige Beispiele. Solche Gedanken führen zu unangenehmen Gefühlen wie Frust, Ärger, Wut, Ohnmacht oder Angst.
Wenn wir in diesem Problemdenken steckenbleiben, entwickelt sich ein verstärkender Teufelskreis aus immer mehr negativen Gedanken und Gefühlen und es wird immer schwieriger auszusteigen.
In diesem inneren Zustand sind wir in Alarmbereitschaft und unsere kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt. Wir können keine neue Lösung für unsere Probleme finden, sondern halten an den gewohnten Konzepten fest. Die Zusammenarbeit mit Anderen ist schwierig, weil wir keinen Ausweg sehen und uns selbst und Andere immer mehr unter Druck setzen.
Das läuft meist unbewusst ab, weil wir heute ständig in Aktion sind und gar nicht wahrnehmen, wie wir uns tagsüber fühlen. So entsteht in uns das Gefühl nur noch zu funktionieren und von außen bestimmt zu sein.
Das richtige Mindset besteht aus aufbauenden Gedanken wie „Ich schaffe das" oder "Ich kann all meine Herausforderungen bewältigen“. Wir stellen uns Fragen wie „Was kann ich konkret tun, um die Situation zu verbessern" oder "Wer kann mir helfen und was brauche ich dazu?“. Dann sucht unser Unbewusstes nach Lösungen statt sich Sorgen zu machen.
Auf der emotionalen Ebene gewinnen wir Selbstvertrauen und Motivation. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit. Wir sind dankbar, wenn uns geholfen wird oder wir anderen weiterhelfen können.
Wir sind also in einem starken, aufbauenden Zustand und fühlen uns auch so. Dann können wir auch schwierige Dinge angehen und werden dadurch immer stärker. Unsere Wirkung steigt und damit auch unser Selbstwertgefühl.
Wer mehr darüber wissen will, dem empfehle ich folgende Beiträge auf meinem Mindset-Blog:
Wieso ist das falsche Mindset gefährlich und wie kommt man zum richtigen?
Sind Gefühle messbar und wie wirken sie in unserem Arbeitsalltag?
Wo liegt die Verbindung zwischen Projektmanagement und Mindset?
Wie Du bzw. die Leser dieses Interviews vielleicht schon erahnen, ist ein richtiges, aufbauendes Mindset einer der Schlüssel zu einem produktiven Umgang mit Veränderungen. Denn die sind ja prägender Bestandteil jedes Projektes.
Wenn ich weiß, wie ich mir ein positives, aufbauendes Mindset aufbaue, dann kann ich Veränderungen mit einem guten Gefühl, einem stabilen Selbstvertrauen und kraftvollen Gedanken in Angriff nehmen.
Ich gerate nicht gleich in Sorge, weil etwas nicht so läuft wie erwartet oder ich mit meinem Projekt unter Zeitdruck gerate. Ich weiß, wie ich mit mir selbst so umgehe, dass ich auch in solchen Situationen emotional stabil und ruhig bleibe.
Emotionale Kompetenz gehört unbedingt dazu, denn nur dann kann ich meine Gefühle so regulieren, dass ich unabhängig von äußeren Gegebenheiten ein gutes Gefühl herstellen kann. Das gibt mir eine enorme Sicherheit. Ich nenn' an der Stelle mal das Stichwort Resilienz, also Widerstandskraft.
Gerade in der Teamarbeit ist das von größter Wichtigkeit. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Stress ansteckend ist. Das bedeutet: wenn ich selbst und/oder mehrere Teammitglieder ins innere Chaos und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle gerate, dann steckt das die Anderen an. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Gefühle des richtigen Mindsets: Freude, Begeisterung, Wertschätzung und innere Ruhe/Gelassenheit stecken ebenfalls an. Auf dieser emotionalen Ebene kann ich also viel positiven Einfluss nehmen, vorausgesetzt ich weiß wie das geht.
Auch dazu habe ich eine Leseempfehlung auf meinem Mindet-Blog:
Wertschätzung – wissenschaftlich beleuchtet
Frauen und Männer in der Business-Welt: Wo sind die Unterschiede und wie erzielt man Wirksamkeit als Frau?
Die heutige Arbeitswelt ist traditionell sehr von männlichen Prinzipien geprägt. Solche männlichen Prinzipien sind Denken/Analysieren, Verstand/Ratio, wettbewerbsorientiert, fordernd, kalt, fokussiert/zielorientiert, äußerlich, kontrolliert.
Frauen nehmen ja erst seit ein paar Jahrzehnten auch einflussreiche Aufgaben in der Wirtschaft wahr.
Deshalb glauben die meisten von uns, dass weibliche Prinzipien in der Wirtschaft nichts zu suchen haben. Zu den weiblichen Prinzipien gehört Fühlen/Spüren, Intuition, Kooperation, bewahrend, warm, passiv, offen, innerlich, geschehen lassen.
Das ändert sich seit einigen Jahren und der „blinde Fleck“ ist schon etwas kleiner geworden. Aber es fehlen uns einfach die positiven Erfahrungen mit den weiblichen Prinzipien und sie werden auch sehr oft abgewertet.
Ich denke, dass es mehr Frauen braucht, die ihren Einfluss geltend machen und zu den weiblichen Prinzipien und ihren Bedürfnissen stehen. Das braucht viel Mut und Engagement, weil die Alten, einseitig männlich geprägten Strukturen, sehr stark sind. Und die Menschen tragen diese Prägungen durch ihre Erziehung und ihre Erfahrungen in ihrem Unbewussten. Das prägt unser aller Denken und die darauf basierenden Handlungen fundamental.
Wir Frauen spüren intuitiv und stärker als die Männer, dass diese Strukturen einfach nicht zu uns passen und wir etwas ändern müssen. Frauen brauchen viel innere Stärke und ein stabiles Selbstwertgefühl, damit sie solche Themen in Angriff nehmen können, die erstmal auf Widerstand stoßen. Sie brauchen ein Selbstwertgefühl, das unabhängig ist von der Anerkennung der Anderen. Das kann man übrigens über Mindset-Arbeit sehr gut entwickeln.
An der Stelle können Frauen auch viel von Männern lernen und sich Fokussierung und Durchsetzungskraft abschauen. Denn es geht ja nicht darum, jetzt eine Wirtschaft mit vornehmlich weiblichen Prinzipien zu schaffen. Sondern beides zu integrieren.
Das ist für mich die Voraussetzung für mehr Menschlichkeit in der Wirtschaft, ein Thema das mir sehr am Herzen liegt.
Auch dazu gibt es einen Blogartikel: Female Leadership oder die Bedeutung des weiblichen Prinzips in der Wirtschaft
Du siehst, dass Du mir genau die richtigen Fragen stellst.
Was begeistert dich nach 20 Jahren am Projektmanagement?
Die positiven Dinge, die mit Veränderung verbunden sind. Ich liebe es, neue Ideen hervorzubringen, neue Konzepte zu schaffen und diese auch zur Umsetzung zu bringen. Kreativität und Schöpfungskraft haben sehr viel mit Gefühl und Intuition zu tun, um im Entwicklungsprozess Potenziale und Stimmungen zu spüren und diese auch ernst zu nehmen und zu nutzen. Wenn wir diese zutiefst menschlichen Fähigkeiten hervorholen und in den Arbeitsprozess integrieren, dann können wir Produkte und Leistungen erschaffen, die uns Menschen wirklich dienen und nicht vornehmlich technische Lösungen mit möglichst vielen Funktionen schaffen.
Deshalb werde ich diesen Schwerpunkt in den nächsten Jahren für mich und die Projektarbeit noch weiter entwickeln.