Alexandra's Tipps für Projektmanagerinnen:
Behalte immer den Blick für das große Ganze und verliere dich nicht im klein-klein (Vogelperspektive!). D.h. jedoch nicht, nicht akkurat und genau zu arbeiten. Schludrigkeit fällt einem letztlich immer auf die Füße.
Kurzprofil von Alexandra:
Ich arbeite seit 2015 für den DLR Projektträger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Als Nationale Kontaktstelle berate ich zu den Förderschwerpunkten in Horizont 2020 für kleine und mittlere Unternehmen sowie zu den Marie-Sklodowska-Curie Maßnahmen. Zuvor arbeitete ich acht Jahre lang als Europaberaterin für die Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg. Im Rahmen des Enterprise Europe Network Berlin-Brandenburg koordinierte ich die Arbeitsbereiche Innovation und Zugang zur europäischen Forschungs- und Innovationsförderung. In Brandenburg war ich die regionale Kontaktstelle für Europaangelegenheiten für das Cluster Energietechnik und das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft.
Von 2001 bis 2006 arbeitete ich als EU-Projektmanagerin für die rbb Innovationsprojekte beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. In dieser Funktion war ich für die erfolgreiche Teilnahme des rbb an mehreren europäischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten im 5. und 6. EU-Forschungsrahmenprogramm verantwortlich. Zuvor war ich für die CanalWeb Deutschland AG, einem französischen Pionier für Internetfernsehen, tätig. Neben der Konzeption und Realisierung interaktiver Spartenprogramme gestaltete ich maßgeblich den Aufbau des deutschen Studios und Programmbouquets.
Ich habe Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Europapolitik an der Freien Universität Berlin sowie Audiovisuelle Medienwissenschaft an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und in Florenz (Diplom) studiert.
Liebe Alexandra, wie lange arbeitest du bereits im Projektmanagement und was genau sind deine Aufgaben?
Als EU-Projektmanagerin habe ich damals die folgenden Aufgaben gehabt:
Welche Eigenschaften bringt eine erfolgreiche Projektmanagerin mit und wie lernt man diese?
Aus meiner Sicht muss eine Projektmanagerin stets die Vogelperspektive bewahren. Das bedeutet, dass man gedanklich den hektischen Alltag verlassen und das Projekt als Großes Ganzes betrachten muss. Nur dann kann man in Ruhe die nächsten Schritte für das Projekt planen und in einer Krisensituation den richtigen Weg zu einem geregelten Projektablauf zurückfinden. Zusätzlich benötigt man eine sehr gute Menschenkenntnis – schließlich besteht ein Projekt aus vielen unterschiedlichen Teammitgliedern, die alle ihre eigenen Perspektiven und Emotionen einbringen. Und diese muss man bewusst orchestrieren. In meiner Arbeit im EU-Umfeld habe ich zusätzlich erlebt, wie man international arbeitet – da ist interkulturelle Kompetenz unabdingbar.
Und schließlich muss man gut planen können, in der Krise – und die gibt es in jedem Projekt, versprochen – ruhig bleiben und sich auch durchsetzen können.
Wie eignet man sich interkulturelle Kompetenz an?
Es gibt einige Kurse und Bücher dazu, die das theoretische Wissen abdecken. Aber letztlich erlernt man es in der Praxis, indem man mit Leuten arbeitet und eine Sensibilität für deren Kultur entwickelt. Dabei hilft es natürlich auch, wenn man einige Zeit in dem Land gelebt hat. Eine der größten Unterschiede, die ich bei meiner internationalen Arbeit erlebt habe, sind die unterschiedlichen Zeitspannen im Arbeitskontext, also zum Beispiel wie schnell Dinge erledigt werden müssen. Das klingt trivial, allerdings kann es in der täglichen Arbeit einen erheblichen Unterschied machen, ob man eine oder drei Wochen auf ein Arbeitsergebnis wartet. Das muss man einfach im Vorhinein wissen und sich darauf einstellen.
Erzähle mir von einer Situation, wo du dich als Frau besonders behaupten musstest. Wie hast du das gemacht?
Im zweiten Jahr meiner Tätigkeit als EU-Projektmanagerin habe ich den rbb in einem großen Technologieprojekt im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm vertreten. Dabei waren insgesamt 26 Partnerorganisationen dabei. Bei den Projektmeetings befand ich mich plötzlich mit 50 Männern und nur 3 Frauen in den großen Konsortien. Meine positive Erfahrung war: Sich laut und häufig zu Wort melden, sich Gehör zu verschaffen – und ich wurde wahrgenommen, gehört, zu meiner Expertise gefragt, Ernst genommen. Viel hilft dabei die weibliche „Vernetzungs- und Kommunikationsfähigkeit“, diese Karte sollte man ruhig ausspielen. Man sollte Gruppendynamiken registrieren und sich bewusst einbringen.
Was gefällt dir an Projektmanagement?
Projektmanagement bringt viele Vorteile. Man arbeitet in einem Umfeld, welches von Flexibilität geprägt ist und sehr viel Abwechslung bringt. Gerade Letzteres bereitet mir viel Freude, da ich ständig dazulernen kann (Stichwort: lebenslanges Lernen), an einer großen Vielfalt von Themen arbeite und mich häufig neuen Herausforderungen stelle. Aber Projektmanagement bringt natürlich auch Nachteile mit sich. Man hat weniger Sicherheit und Kontinuität als bei einer Linientätigkeit. Und auch die Abwechslung zwischen Leerlauf und Stressphasen ist nicht „jederfraus Sache“. Gerade vor einer Deadline muss auch mal etwas mehr gearbeitet werden. Das ist natürlich insbesondere schwierig für Frauen mit Familie, da diese auf einen geregelten Tagesablauf angewiesen sind. Letztlich gibt es für Projektmanagerinnen auch nicht so viele Aufstiegsmöglichkeiten – es sei’ denn man macht sich selbstständig. Das liegt vor allem daran, dass Projektmanagerinnen in keiner organisatorischen Hierarchie arbeiten und entsprechend dort entsprechend auch nicht aufsteigen können. Es gibt natürlich Abteilungen für Projektmanagement, diese könnte man zum Beispiel leiten.